Hintergrund
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13.02.2022, 12:00 Uhr | Claudia Heber
Eine unnötige „C“ Debatte?!
Selbstbeschäftigung oder notwendige Kursbestimmung
In einem internen Analysepapier der CDU zur Bundestagswahl gibt Historiker Andreas Rödder die Anregung, das „C“ möglicherweise aus dem Parteinamen zu streichen aber auch Anregung, was es „richtig verstanden“ sein kann. Jetzt gibt es eine Fachkommission unter Leitung des Historikers.
Bildrechte: CDU / Tobias Koch
Erfurt -

Vor einigen Tagen gelang eine Anregung aus einem internen Analysepapier der CDU an die Öffentlichkeit. Rödder schlug vor, das „C“ aus dem Namen der Partei zu streichen oder wenigstens über einen Namenszusatz nachzudenken. So kann das „C“ als eine „Barriere für Nichtchristen“ dienen und „Exklusivität signalisieren“ und würde den Unionsgedanken stören. Auch der Rückgang der klassischen Christdemokratie in Europa spielt bei seinen Überlegungen eine Rolle.

Die Argumente sind erstmal nicht von der Hand zu weisen. In einer zunehmend entchristlichten Gesellschaft ist das „C“ für jeden Strategen und Wahlkämpfer oder auch Spendensammler eine Herausforderung. Gerade in der Diaspora spüren wir das. Und wieviel „C“ ist eigentlich noch in der CDU? Wer kennt nicht die vorwurfsvollen Sprüche nach mancher Entscheidung der letzten Jahre, man soll einfach das „C“ streichen, weil es eh in der Politik nicht mehr sichtbar wird. Die Diskussion ist also nicht neu.

Gerade Katholiken glauben aber laut einer aktuellen Umfrage am wenigsten, dass die CDU ohne das "C" künftig besser abschneiden würde. Insgesamt kann sich eine große Mehrheit eine CDU nicht ohne „C“ vorstellen. Das zeigt die Umfrage des Erfurter Instituts INSA im Auftrag der Tagespost.

Das deckt sich auch mit dem großen Unverständnis über die Debatte bei den Mitgliedern unserer Partei. Angesichts der aktuellen Situation durch Corona, den steigenden Energiekosten und einer großen Sehnsucht nach Geschlossenheit finden viele diese Debatte schlicht überflüssig.

So war nach dem Machtwort des neuen Parteichefs Friedrich Merz auch große Erleichterung zu spüren, der einer Änderung des Parteinamens eine klare Absage erteilte. Das „C“ bleibt!

Nun äußert sich Andreas Rödder öffentlich. Er fühle sich missverstanden und meint, er habe nur anregen wollen, darüber nachzudenken, wie „zeitgemäß“ das „C“ sei und dass es keine eindeutige inhaltliche Konstante sei und zu politischen Abwägungsleistungen herausfordere.

Aufhorchen lässt auch die Aussage, dass kein Flügel das „C“ für sich beanspruchen könne und dass er vor Instrumentalisierung des „C“ warnt.

Warum befeuert er die Debatte wieder? Wer instrumentalisiert? Das christliche Menschenbild ist die Wurzel unseres Tuns. Das Verbindende. Es ist richtig und wichtig, dass sich alle darauf berufen! Das findet nicht zu viel, sondern viel zu wenig statt. Selbstverständlich steht das „C“ für Sozialpolitik. Ohne die katholische Soziallehre gäbe es keine soziale Marktwirtschaft. Wir brauchen das „C“, damit das Konservative nicht ins Völkische abrutscht. Wir brauchen das „C“, damit das Soziale nicht zu Sozialismus wird und wir brauchen das „C“, damit das Liberale nicht zur Anarchie wird.

Das christliche Menschenbild wird nie zeitgemäß sein. Es ist im besten Sinne eine Zumutung und Herausforderung, die eben nicht immer zum beliebigen und sich ständig verändernden Zeitgeist passt. Das macht es doch aus! Das müssen wir herausarbeiten und nicht damit hadern. Es ist unser Alleinstellungsmerkmal als CDU! Die Christdemokratie ist dort untergegangen, wo sie genau das in Frage gestellt hat und beliebig geworden ist.

Friedrich Merz will das „C“ mit Leben füllen. Dafür soll auf dem nächsten Parteitag im September eine Grundwertecharta beschlossen werden. Eine Fachkommission mit 10 Personen aus Politik und Wissenschaft wird sie erarbeiten. Andreas Rödder wird die Kommission leiten. „Normale“ Mitglieder, wie für die anderen Fachkommissionen dürfen sich nicht bewerben.

Eine innerparteiliche Diskussion über das C ist bei dem straffen Zeitplan sicher nicht eingeplant. So bleibt uns als Basis nur für die Fachkommission und um viel Weisheit zu beten. Dass das hilft, müssen wir uns auch viel öfter sagen.  

Eine unnötige "C"-Debatte | Die Tagespost (die-tagespost.de).