Hintergrund
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19.04.2015, 12:00 Uhr | Claudia Heber
Gleich, gleicher, Gender.
Passen "Gender-Theorie" und katholischer Glaube zusammen?
Die Katholische Wochenzeitung "Tag des Herrn" widmete am 12.04.2015 eine ganze Seite dem Thema "Gender".
Unsere Vorsitzende meint in einem Leserbrief "Gender-Theorie und katholische Theologie passen nicht zusammen!"
Die katholische Wochenzeitung "Tag des Herrn" widmete am 12.04.2015 eine ganze Seite dem Thema „Gleich, gleicher, Gender?“ und druckte ein Interview mit Marie-Theres Wacker ab. Die katholische Theologin ist Professorin für Altes Testament und Theologische Frauenforschung an der Uni Münster. Sie vertritt den Standpunkt, dass katholische Theologie und Gender-Forschung kein Widerspruch sind. Hierzu ein Leserbrief unserer Vorsitzenden: 


Frau Professorin Wacker will den Grund für die emotionale Debatte zu Gender gefunden haben, nämlich „dass man sich zu wenig genau über die Gender-Theorie“ informiert und denen glaube, die pauschal von „Gender-Ideologie“ sprechen. Ach so? Je mehr ich es tue, umso abstruser finde ich diese „Pseudowissenschaft“. Natürlich will Gender „funktionierende Familienverbände nicht in Frage stellen“, aber was sonst ist  die Trennung von biologischem und sozialem Geschlecht?

Nach der Gender-Theorie gibt es das biologische Geschlecht (sex) und das soziale Geschlecht (gender). Letzteres ist nach Auffassung der Gendertheoretiker vom Körper unabhängig und frei wählbar. Das geht so weit, dass sogar behauptet wird, das  Identitätsgeschlecht bilde sich erst mit drei Jahren heraus. Bis dahin kann man Kinder beeinflussen. Wer also ein Kind mit männlichen Geschlechtsmerkmalen zur Welt bringt, muss ihm nur erklären, es sei ein Mädchen und dann fühlt sich das Kind auch als Mädchen. Das stockt mir der Atem! Ich selbst bin Mutter von drei Kindern. Was für ein Unsinn! Das Geschlecht ist biologisch angelegt. Unsere große Tochter ist eine klasse Stürmerin beim Fußball und unser Sohn fand die Farbe Rot ganz toll. Na und? Ist es schlimm, wenn man dem Drängen der Tochter nachgibt, die gerne beim Fasching eine Prinzessin sein möchte? Halt! Nach der „Gender-Theorie“ ist das ja alles anerzogen.  Klar, wir Eltern und die Gesellschaft pressen unsere Kinder in Rollen! Ganz schlimm! Da braucht man professionelle, wissenschaftliche Hilfe.

Frau Wacker leitet die „Arbeitsstelle feministische Theologie und Genderforschung“ an der Uni Münster. Ganz klar, dass Frau Professorin Wacker ihre eigene Existenzgrundlage nie in Frage stellen würde. Soll sie, was auch immer erforschen, wenn es privat finanziert wird!
Schwierig finde ich, wenn Frau Wacker öffentlich und ernsthaft den armen Paulus bemüht, der an die Gemeinde in Galatien geschrieben hat, man sei „nicht mehr Grieche oder Jude,…nicht mehr männlich und weiblich, denn ihr alle seid eins in Christus.“ Dieser paulinische Taufspruch wird von den Gendertheologen gern als Antithese zur Schöpfungstheorie angesehen. Frau Wacker spricht sogar davon, dass der gute Paulus die „Schöpfungsunterschiede aufgehoben“ habe und  deshalb „die Heilige Schrift es zur Aufgabe jedes Christenmenschen macht, die Gender-Frage zu stellen“. Vielleicht wollte uns Paulus aber auch nur sagen, dass in Christus die Hierarchie der Geschlechter aufgehoben ist, männlich und weiblich gleichberechtigt sind?! Es kommt ja auch niemand auf die Idee, die Existenz von Griechen und Juden in Frage zu stellen. Die Ideologisierung findet nicht bei den Kritikern der Gender-Theorie statt, sondern bei den Verfechtern dieser Irrlehre, die nach jedem Strohhalm greifen, um zu rechtfertigen, was nicht zu rechtfertigen ist. Mal ganz ehrlich: Haben die Genderforscher irgendetwas Zählbares, Produktives erreicht?, etwas, dass irgendjemandem hilft? Haben die Millionen, die für diese Pseudowissenschaft verpulvert werden irgendetwas geschafft, außer unsere Sprache zu verstümmeln und dass gelangweilte TheologInnen die Bibel gendergerecht umschreiben? Ja, ich bin emotional bei diesem Thema! Wenn wir dem frei gewählten sozialen Geschlecht künftig mehr Bedeutung beimessen als dem biologischen Geschlecht und der Schöpfungstheorie abschwören, gibt es auch keinen Grund, biologisch gleichgeschlechtliche Partner nicht wie Mann und Frau zu behandeln. Sie können zwar gemeinsam keine Kinder zeugen, aber wen juckt das dann noch. Ziel erreicht! Ich respektiere andere Formen des Zusammenlebens außerhalb der Vater-Mutter-Kinder-Familie. Das ist für mich als Katholikin keine Frage!
Papst Franziskus hat es bei der Generalaudienz am 15. April 2015 in seiner Kritik an der Gender-Theorie auf den Punkt gebracht: „Die Verdrängung der Unterschiede ist das Problem, nicht die Lösung." Und weiter: Er frage sich, ob die sogenannte Gender-Theorie nicht auch Ausdruck von Frustration und einer Resignation ist, die auf die Auslöschung der sexuellen Differenz zielt, weil sie nicht mehr versteht, sich mit ihr zu konfrontieren."

Wenn ich dann den herrlich klaren Satz des Heiligen Vaters lese, "der Unterschied der Geschlechter gehöre zur Gottesebenbildlichkeit des Menschen", dann widerspreche ich mit frohem Herzen Frau Professorin Wacker: Gender-Theorie und katholische Theologie passen nicht zusammen!

Claudia Heber

Hierzu noch ein Lesetipp:
www.katholisch.de/de/katholisch/themen/kirche_2/150415_papst_kritik_gendertheorie.php